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Neurofeedback

Neurofeedback – Modernes Gehirntraining in der Ergomedic-Praxis

Was ist Neurofeedback?

Neurofeedback, auch EEG-Biofeedback genannt, ist eine computergestützte, nicht-invasive Therapiemethode, bei der die elektrische Aktivität des Gehirns (EEG) in Echtzeit gemessen und dem Patienten unmittelbar zurückgemeldet wird. Durch dieses direkte Feedback lernen Patienten, ihre Gehirnaktivität bewusst zu beeinflussen und zu regulieren.

Das Verfahren nutzt die Tatsache, dass Fehlregulierungen der Gehirnaktivität häufig als Auslöser von unerwünschten Verhaltensweisen oder zahlreichen Erkrankungen gelten. Durch Neurofeedback können Patienten lernen, diese Fehlregulierungen auszugleichen und ihre Selbstregulierungsfähigkeit zu verbessern.

Die Methode ist schmerzfrei, medikamentenfrei und wird seit über 50 Jahren wissenschaftlich erforscht und klinisch angewendet.

Wie wirkt Neurofeedback?

Das Prinzip der Rückkopplung

Bei Neurofeedback werden Gehirnspannungskurven (EEG-Wellen) von einem Computer in Echtzeit gemessen, nach ihren Frequenzanteilen zerlegt und auf einem Computerbildschirm dargestellt. Diese Frequenzverteilung hängt vom Aufmerksamkeits- und Bewusstseinszustand ab – ob man wach, schlafend, aufmerksam, entspannt oder gestresst ist.

Operante Konditionierung

Die Wirkung des Neurofeedback-Trainings wird mit der operanten Konditionierung erklärt. Das bedeutet: Erwünschte Veränderungen in der Gehirnaktivität werden durch positives Feedback sofort belohnt. Der Patient sieht beispielsweise, wie sich ein Spiel, ein Video oder eine Animation verändert, wenn er die gewünschte Gehirnaktivität erreicht.

Lernprozess des Gehirns

Ähnlich wie Kinder Laufen oder Radfahren lernen und diese Bewegungsabläufe automatisieren, verinnerlichen Patienten beim Neurofeedback, wie sie sich verhalten müssen, um einen aufmerksamen oder entspannten Zustand herzustellen. Dieser Lernprozess führt zu dauerhaften Veränderungen in der Selbstregulierungsfähigkeit des Gehirns.

Für welche Erkrankungen ist Neurofeedback wirksam?

Neurologische Erkrankungen

Neurofeedback findet Anwendung bei ADHS, Epilepsie, Migräne, Tinnitus, Schlaganfall-Rehabilitation, Schädel-Hirn-Trauma und Demenzerkrankungen.

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung): Kinder mit ADHS profitieren auch sechs Monate nach den Behandlungseinheiten vom Neurofeedback. Ihre Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität verringerten sich tendenziell sogar noch weiter. Die aktuelle Forschungslage zur ADHS-Behandlung mit Neurofeedback ist jedoch differenziert zu betrachten: Während ältere Studien und Meta-Analysen durchaus positive Effekte zeigten, ergaben neuere, methodisch strengere Untersuchungen gemischte Ergebnisse. Eine große Meta-Analyse von 38 randomisierten kontrollierten Studien ergab, dass klassisches Standard-Neurofeedback zu einer kleinen Verbesserung der Gesamtsymptomatik führte.

Epilepsie: Vor allem bei Kindern und Jugendlichen, die unter epileptischen Anfällen leiden, kann die Neurofeedback-Therapie wirksam eingesetzt werden.

Migräne und Chronische Schmerzen: Neurofeedback kann zur Reduktion der Anfallshäufigkeit und Schmerzintensität beitragen.

Psychiatrische Erkrankungen

Anwendungsgebiete umfassen Depressionen, Angststörungen, Panikattacken, Zwangsstörungen, Suchterkrankungen, Burnout, posttraumatische Belastungsstörungen, Autismus-Spektrum-Störungen und Schizophrenie.

Depression und Angststörungen: Die Behandlung von Depression erfolgt über Stärkung von Alpha- und Theta-Frequenzen sowie Schwächung der schnellen Beta-Frequenzen.

Schlafstörungen: Neurofeedback kann zur Verbesserung der Schlafqualität und zur Behandlung von Einschlaf- und Durchschlafstörungen eingesetzt werden.

Kognitive Leistungssteigerung (Peak Performance)

Neurofeedback wird nicht nur zur Behandlung von Erkrankungen eingesetzt, sondern auch zur Steigerung von Leistung und Konzentration, Stärkung der Gedächtnisleistung und zur mentalen Höchstleistung.

Anwendungsbereiche:

  • Verbesserung schulischer Leistungen bei Kindern und Jugendlichen
  • Erhalt der geistigen Flexibilität im Alter (Prävention von Alzheimer und Demenz)
  • Stressbewältigung und Burnout-Prävention
  • Mentale Spitzenleistungen im Berufsleben
  • Leistungsoptimierung im Leistungssport

Behandlungsablauf bei Ergomedic

Erstgespräch und Diagnostik (Anamnese)

Vor Beginn der Neurofeedback-Therapie wird eine ausführliche Anamnese durchgeführt. Hierbei werden die Krankheitsgeschichte, Beschwerden sowie die Ziele nach der Behandlung bis ins Detail besprochen.

Anhand einer Symptomcheckliste kann festgestellt werden, welcher Typus von zentralnervöser Erregung vorherrscht. Schlechter Schlaf steht beispielsweise oft mit kortikaler Übererregung, ADS (ohne Hyperaktivität) oft mit kortikaler Untererregung in Verbindung.

Die Neurofeedback-Sitzung

Ablauf einer typischen Sitzung:

  1. Vorbereitung: Dem Patienten werden drei bis mehrere Elektroden mit einer Paste auf die Kopfhaut geklebt oder eine Elektrodenhaube aufgesetzt. Die Elektroden messen nur – sie senden keine Stromstöße aus!
  2. Training: Der Patient sitzt entspannt vor einem Bildschirm und erhält visuelle oder akustische Rückmeldungen über seine Gehirnaktivität. Dies kann in Form von:
    • Computerspielen (z.B. ein Flugzeug fliegt höher bei gewünschter Aktivität)
    • Videos (das Bild wird klarer oder dunkler)
    • Animationen oder Grafiken
    • Musik (Melodien werden hörbar oder verändern sich)
  3. Positives Feedback: Durch verarbeitete Rückmeldung des eigenen EEGs kann der Patient eine bessere Selbstregulation erreichen. Wenn die gewünschte Gehirnaktivität erreicht wird, erfolgt sofort eine Belohnung auf dem Bildschirm.
  4. Therapeutische Begleitung: Der Therapeut überwacht die Sitzung, passt die Trainingsintensität an und hilft dem Patienten, die erlernten Fähigkeiten in den Alltag zu übertragen.

Behandlungsdauer und Frequenz

Eine Neurofeedback-Sitzung dauert im Durchschnitt 50 Minuten und sollte im Rahmen einer Therapie ein- bis zweimal pro Woche durchgeführt werden.

Typischer Behandlungsplan:

  • Akutphase: 1-3 Sitzungen pro Woche
  • Gesamtdauer: Üblicherweise sind im Rahmen eines Therapieplans 20 bis 40 Neurofeedback-Einheiten erforderlich, bis eine Besserung mit entsprechender Nachhaltigkeit eintritt
  • Verlaufskontrolle: Nach 20 Messungen findet ein erneutes Gespräch mit dem Therapeuten statt. Die erreichten Ziele entscheiden, ob es sinnvoll ist, die Therapieform beizubehalten

Die genaue Anzahl der benötigten Sitzungen variiert je nach Individualität des Gehirns, der jeweiligen Indikation und der Ausprägung der Symptomatik.

Kombination mit anderen Therapien

Neurofeedback entfaltet seine volle Wirkung oft in Kombination mit:

  • Ergotherapeutischen Übungen
  • Kognitiver Verhaltenstherapie
  • Entspannungstechniken
  • Medikamentöser Therapie (als Ergänzung oder Alternative)
  • Anderen psychophysiologischen Methoden (HRV-Training, Atemtraining)

Nebenwirkungen und Verträglichkeit

Neurofeedback hat keine dauerhaften Nebenwirkungen und kann in Verbindung mit anderen Therapieformen eingesetzt werden. Die Therapie ist schmerzfrei und nicht-invasiv.

Mögliche vorübergehende Reaktionen:

Bei falscher Anwendung durch unerfahrene Therapeuten können Nebenwirkungen auftreten:

  • Leichte Müdigkeit oder Kopfschmerzen nach den ersten Sitzungen (Anpassungsreaktion)
  • Vorübergehende Schlafstörungen zu Beginn der Therapie
  • In seltenen Fällen: Unerwünschte Aktivierung oder erhöhte Erregtheit bei falscher Trainingseinstellung

Wichtig: Die Elektroden sind völlig unbedenklich. Es ist ein verbreitetes Missverständnis, dass durch die Messgeräte Stromstöße an den Patienten abgegeben werden. Die Elektroden messen lediglich die Gehirnaktivität, senden aber keinen Strom.

Sicherheit

Bei korrekter Anwendung durch qualifizierte Therapeuten ist Neurofeedback eine sehr sichere Behandlungsmethode. Eine falsche Durchführung ohne Fachleute sollte vermieden werden, da bestehende Beschwerden verstärkt werden können.

Kontraindikationen – Wann ist Neurofeedback nicht geeignet?

Neurofeedback hat nur wenige absolute Kontraindikationen und ist für die meisten Patienten geeignet.

Vorsicht geboten bei:

  • Schweren akuten psychotischen Zuständen: Hier sollte zunächst eine medikamentöse Stabilisierung erfolgen
  • Epilepsie ohne ärztliche Begleitung: Im Extremfall und bei genetischer Prädisposition können epileptische Anfälle auftreten, daher nur unter strenger therapeutischer Kontrolle
  • Sehr jungen Kindern: Neurofeedback ist grundsätzlich für Kinder ab etwa 6 Jahren und für Erwachsene geeignet

Relative Einschränkungen:

  • Patienten, die nicht stillsitzen können oder stark unkooperativ sind
  • Schwere Hauterkrankungen oder Verletzungen am Kopf, die das Anbringen der Elektroden erschweren
  • Mangelnde Motivation oder unrealistische Erwartungen

Vorteil gegenüber Medikamenten: Keine medikamentösen Nebenwirkungen, keine Abhängigkeitsgefahr, keine Kontraindikationen durch andere Medikamente.

Wissenschaftliche Fundierung

Die Neurofeedback-Methode wird seit über 50 Jahren wissenschaftlich erforscht. Die Forschungslage ist jedoch differenziert zu betrachten.

Aktuelle Evidenzlage:

Positive Evidenz: Eine Meta-Analyse wies nach, dass die positiven Effekte bisheriger Therapiestudien bei ADHS über mindestens sechs Monate hinweg anhielten. In den bisherigen Studien hat Neurofeedback bei den Nachuntersuchungen nicht schlechter abgeschnitten als gängige Therapien einschließlich der Medikation.

Kritische Perspektive: Eine neuere Meta-Analyse von 38 randomisierten kontrollierten Studien ergab, dass Neurofeedback insgesamt keine signifikante Verringerung der ADHS-Kernsymptome bewirkte, aber klassisches Standard-Neurofeedback zu einer kleinen Verbesserung der Gesamtsymptomatik führte.

Methodische Herausforderungen: Es gibt nur wenige gut kontrollierte, randomisierte und verblindete Studien mit objektiven Outcome-Kriterien. Wenn diese Standards erfüllt sind, fällt der Erfolg des EEG-Neurofeedbacks bescheidener aus. Einige Studien zeigen, dass sich Symptome in Kontrollgruppen ähnlich stark verbesserten wie in echten Neurofeedback-Gruppen, was auf Placebo-Effekte oder andere unspezifische Faktoren hinweisen könnte.

Langzeiteffekte:

Ein besonderer Vorteil von Neurofeedback sind die anhaltenden Effekte nach Therapieende. Mehrere Studien zeigten, dass die positiven Veränderungen auch sechs Monate bis zwei Jahre nach Behandlungsende stabil blieben oder sich sogar noch weiter verbessert hatten.

Relevante wissenschaftliche Publikationen:

Grundlagen und Geschichte:

  • Kamiya, J. (1962). „Conditional discrimination of the EEG alpha rhythm in humans.“ Western Psychological Association Conference
  • Sterman, M. B. (2000). „Basic concepts and clinical findings in the treatment of seizure disorders with EEG operant conditioning.“ Clinical Electroencephalography, 31(1)

ADHS-Forschung:

  • Van Doren, J., Arns, M., Heinrich, H. et al. (2018). „Sustained effects of neurofeedback in ADHD: a systematic review and meta-analysis.“ European Child & Adolescent Psychiatry
  • Westwood, S. et al. (2024). „Neurofeedback for attention-deficit/hyperactivity disorder: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials.“ JAMA Psychiatry
  • Arns, M., de Ridder, S., Strehl, U. et al. (2009). „Efficacy of neurofeedback treatment in ADHD: the effects on inattention, impulsivity and hyperactivity.“ Clinical EEG and Neuroscience

Aktuelle Übersichtsarbeiten:

  • Moreno-García et al. (2022). Systematische Übersichtsarbeit von 165 klinischen Studien zu Neurofeedback bei ADHS
  • Strehl, U. (2013). „Neurofeedback: Theoretische Grundlagen – Praktisches Vorgehen – Wissenschaftliche Evidenz.“ Kohlhammer Verlag

Deutsche Gesellschaft für Biofeedback:

  • Stellungnahmen und Guidelines zur evidenzbasierten Anwendung von Neurofeedback

Weiterführende Informationen:

  • PubMed-Datenbank: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov (Suchbegriff: „neurofeedback“ + spezifische Indikation)
  • Deutsche Gesellschaft für Biofeedback (DGBfb): https://www.dgbfb.de
  • International Society for Neurofeedback & Research (ISNR): https://www.isnr.org

Kostenübernahme

Gesetzliche Krankenversicherung: In Deutschland kann Neurofeedback bei ADHS im Rahmen der Ergotherapie von den Krankenkassen erstattet werden, wenn eine entsprechende medizinische Indikation vorliegt. Nach Ansicht des GKV-Spitzenverbandes kann Neurofeedback im Rahmen der zur Verfügung stehenden ergotherapeutischen Heilmittel vom Ergotherapeuten eingesetzt werden.

Private Krankenversicherung: Viele private Krankenversicherungen übernehmen die Kosten teilweise oder vollständig. Eine vorherige Anfrage bei der Versicherung ist empfehlenswert.

Selbstzahler: Die Kosten für Neurofeedback bewegen sich in Deutschland um die 80-120 Euro pro Therapiestunde.

Wichtig: Wir empfehlen immer, bei den Krankenkassen nachzufragen, ob eine Kostenübernahme – auch nur teilweise – möglich ist. Gerne unterstützen wir Sie bei der Antragstellung.

Vorteile von Neurofeedback bei Ergomedic

Nicht-invasiv und schmerzfrei – keine Medikamente, keine Nebenwirkungen ✓ Medikamentenfrei – natürliche Alternative oder Ergänzung zu Pharmakotherapie ✓ Individuell angepasst – Training wird auf spezifische Bedürfnisse zugeschnitten ✓ Langanhaltende Effekte – Verbesserungen bleiben oft über Monate und Jahre erhalten ✓ Für alle Altersgruppen – von Kindern ab 6 Jahren bis zu Senioren ✓ Wissenschaftlich fundiert – über 50 Jahre Forschung ✓ Kombinierbar – optimal mit Ergotherapie und anderen Therapien ✓ Eigenverantwortung – Patienten lernen aktive Selbstregulation

Grenzen und realistische Erwartungen

Trotz der vielen Vorteile ist es wichtig, realistische Erwartungen zu haben:

  • Neurofeedback erfordert Zeit und Geduld – spürbare Verbesserungen zeigen sich meist erst nach 10-20 Sitzungen
  • Nicht alle Patienten sprechen gleich gut auf die Behandlung an
  • Die kognitiven Leistungen verbesserten sich in kontrollierten Studien nicht durchgängig, abgesehen von einem kleinen positiven Effekt auf die Verarbeitungsgeschwindigkeit
  • Die Wirksamkeit variiert je nach Indikation und angewendetem Protokoll
  • Eine gute Therapeut-Patient-Zusammenarbeit ist entscheidend für den Erfolg
  • Bei einigen Störungsbildern ist die wissenschaftliche Evidenz noch begrenzt

Ihr nächster Schritt

Interessieren Sie sich für eine Neurofeedback-Behandlung? Vereinbaren Sie einen unverbindlichen Beratungstermin in unserer Praxis. Unsere erfahrenen, staatlich anerkannten Therapeuten informieren Sie ausführlich über die Behandlungsmöglichkeiten und erstellen gemeinsam mit Ihnen einen individuellen Therapieplan.

Wir beraten Sie gerne zu:

  • Eignung von Neurofeedback für Ihre spezifische Situation
  • Ablauf und Dauer der Behandlung
  • Kosten und Möglichkeiten der Kostenübernahme
  • Kombination mit anderen Therapieverfahren

Kontaktieren Sie uns für weitere Informationen oder zur Terminvereinbarung.


Hinweis: Diese Informationen ersetzen nicht das therapeutische Gespräch. Die Eignung der Neurofeedback-Therapie wird individuell geprüft. Neurofeedback ist eine unterstützende Behandlungsmethode und sollte bei schweren Erkrankungen nicht als alleinige Therapie eingesetzt werden.