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Transkranielle Gleichstromstimulation

Transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) – Moderne Neuromodulation in der Ergomedic-Praxis

Was ist tDCS?

Die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) ist eine moderne, nicht-invasive Behandlungsmethode, bei der gezielt Gehirnaktivität beeinflusst wird. Durch einen schwachen Gleichstrom über zwei Elektroden kann tDCS das Gehirn entweder aktivieren oder hemmen, wodurch die Aktivität der Nervenzellen beeinflusst wird.

Das Verfahren ist schmerzfrei, sicher und hat in den letzten 20 Jahren umfangreiche wissenschaftliche Anerkennung erlangt. Bei der Behandlung werden zwei Elektroden (Schwammelektroden) auf der Kopfhaut platziert, durch die ein sehr schwacher Strom von etwa 1-2 Milliampere fließt – ein so geringer Wert, dass die meisten Patienten ihn kaum oder gar nicht spüren.

Wie wirkt tDCS?

Der elektrische Strom verändert die Erregbarkeit der Nervenzellen, wodurch sich Hirnareale gezielt in ihrer Aktivität anregen oder dämpfen lassen. Die Wirkweise hängt von der Polarität der Elektroden ab:

  • Anodale Stimulation (positive Elektrode): Erhöht die Erregbarkeit und Aktivität von Nervenzellen – wird eingesetzt, wenn Hirnregionen unteraktiv sind (z.B. bei Depression)
  • Kathodale Stimulation (negative Elektrode): Senkt die Erregbarkeit und dämpft überaktive Bereiche – wird eingesetzt bei Überaktivität (z.B. bei Migräne oder chronischen Schmerzen)

Die Behandlung dauert typischerweise 20-30 Minuten pro Sitzung. Nach nur wenigen Sitzungen kann eine Verbesserung beobachtet werden, wobei die volle Wirkung meist nach 3-4 Wochen regelmäßiger Anwendung eintritt.

Für welche Erkrankungen ist tDCS wirksam?

Die wissenschaftliche Forschung hat die Wirksamkeit von tDCS bei verschiedenen neurologischen, psychiatrischen und orthopädischen Erkrankungen untersucht:

Neurologische Erkrankungen (hohe Evidenz)

Bei Migräne, Schlaganfallfolgen (Schmerzreduktion und Verbesserung der Rehabilitation motorischer Störungen), und chronischen Schmerzen wie Fibromyalgie und neuropathischen Schmerzen ist tDCS wahrscheinlich wirksam, besonders in Kombination mit konventionellen Therapieformen wie Physiotherapie oder Ergotherapie.

Anwendungsgebiete in der Neurologie:

  • Schlaganfall-Rehabilitation: Verbesserung der Bewegungsfähigkeit und Sprachfunktion (Aphasie)
  • Migräneprophylaxe: Reduktion der Anfallshäufigkeit und Schmerzintensität
  • Chronische Schmerzen: Fibromyalgie, neuropathische Schmerzen, Multiple Sklerose
  • Morbus Parkinson: Unterstützung der motorischen und kognitiven Funktionen

Psychiatrische Erkrankungen

Bei Schizophrenie (Reduktion akustischer Halluzinationen) und Angststörungen zeigt tDCS wahrscheinliche Wirksamkeit. Die Forschung zur Wirksamkeit bei Depressionen zeigt gemischte Ergebnisse – während einige Studien positive Effekte nachweisen, ergaben größere multizentrische Studien keinen eindeutigen Vorteil gegenüber Placebo.

Psychiatrische Indikationen:

  • Schizophrenie (akustische Halluzinationen)
  • Angststörungen
  • Zwangsstörungen
  • Abhängigkeitserkrankungen (Unterstützung bei der Suchttherapie)

Kognitive Defizite

Durch die Kombination von tDCS mit kognitivem Training können Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen schneller und wirkungsvoller verbessert werden. Dies ist besonders relevant für Patienten nach Schlaganfall, bei Alzheimer, Post-COVID oder anderen neurodegenerativen Erkrankungen.

Behandlungsablauf bei Ergomedic

Erstgespräch und Diagnostik

Vor Beginn der Behandlung führen wir ein ausführliches ärztliches Gespräch. Dabei werden Ihre Diagnose überprüft, mögliche Kontraindikationen bewertet und ein individueller Behandlungsplan erstellt.

Behandlungsdauer

Eine typische tDCS-Therapie umfasst:

  • Akutphase: 5 Sitzungen pro Woche über 3-4 Wochen (jeweils 20-30 Minuten)
  • Erhaltungstherapie: 1-3 Sitzungen pro Woche je nach Bedarf
  • Insgesamt sind meist 10-20 Sitzungen erforderlich

Kombination mit anderen Therapien

tDCS entfaltet seine volle Wirkung oft in Kombination mit:

  • Ergotherapeutischen Übungen
  • Physiotherapie bei motorischen Störungen
  • Kognitivem Training
  • Sprachtherapie bei Aphasie

Nebenwirkungen und Verträglichkeit

Die tDCS wird gut vertragen und weist nur minimale Nebenwirkungen auf. Mehrere Studien zur Sicherheit haben zu klaren Empfehlungen hinsichtlich der sicheren Anwendung geführt.

Häufige, harmlose Nebenwirkungen:

  • Leichtes Kribbeln oder Brennen an den Elektrodenstellen (während der Behandlung)
  • Leichte Hautrötungen unter den Elektroden
  • Vereinzelt Müdigkeit oder Kopfschmerzen (vorübergehend)
  • Selten: leichte Übelkeit (klingt schnell ab)

Wichtig: Es können keine Krampfanfälle ausgelöst werden. Gewebeschäden wurden auch nach hohen Stimulationsintensitäten nie beobachtet. Alle genannten Nebenwirkungen sind mild und vorübergehend.

Kontraindikationen – Wann ist tDCS nicht geeignet?

Keine Anwendung bei Patienten mit Herzschrittmacher, Defibrillator, Hirnstimulator, intrakraniellen Metallimplantaten, nach Schädeltrepanation oder bei geöffnetem Schädel.

Absolute Kontraindikationen:

  • Herzschrittmacher oder Defibrillator
  • Implantierter Hirnstimulator (z.B. bei Parkinson)
  • Metallimplantate im Schädel (Platten, Schrauben, Clips)
  • Zustand nach Schädeleröffnung (Kraniotomie)
  • Schwangerschaft

Vorsicht geboten bei:

  • Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren
  • Akuten Hauterkrankungen oder Verletzungen am Kopf
  • Epilepsie (nur unter strenger ärztlicher Kontrolle)

Wissenschaftliche Fundierung

Die tDCS ist wissenschaftlich gut erforscht. In den letzten 20 Jahren wurden zahlreiche Studien durchgeführt, die die Wirksamkeit und Sicherheit belegen.

Relevante wissenschaftliche Publikationen:

Grundlagen und Mechanismen:

  • Nitsche MA, Paulus W. „Excitability changes induced in the human motor cortex by weak transcranial direct current stimulation.“ The Journal of Physiology, 2000
  • Fregni F, Pascual-Leone A. „Technology insight: noninvasive brain stimulation in neurology.“ Nature Clinical Practice Neurology, 2007

Klinische Wirksamkeit:

  • Lefaucheur JP et al. „Evidence-based guidelines on the therapeutic use of transcranial direct current stimulation (tDCS).“ Clinical Neurophysiology, 2017
  • Brunoni AR et al. „A systematic review on reporting and assessment of adverse effects associated with transcranial direct current stimulation.“ International Journal of Neuropsychopharmacology, 2011

Schmerztherapie:

  • Fregni F et al. „Evidence-Based Guidelines and Secondary Meta-Analysis for the Use of Transcranial Direct Current Stimulation.“ International Journal of Neuropsychopharmacology, 2020

Sicherheit:

  • Bikson M et al. „Safety of Transcranial Direct Current Stimulation: Evidence Based Update 2016.“ Brain Stimulation, 2016

Weiterführende Informationen:

  • PubMed-Datenbank: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov (Suchbegriff: „transcranial direct current stimulation“)
  • Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie: https://dgkn.de

Kostenübernahme

Die tDCS-Behandlung ist derzeit keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen und wird als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) angeboten. Viele private Krankenversicherungen übernehmen die Kosten ganz oder teilweise. Wir beraten Sie gerne individuell zu den Behandlungskosten und erstellen Ihnen einen transparenten Kostenvoranschlag.

Vorteile der tDCS bei Ergomedic

Nicht-invasiv und schmerzfrei – keine Narkose, keine Schnitte ✓ Ambulante Behandlung – kein Krankenhausaufenthalt notwendig ✓ Gut verträglich – minimale Nebenwirkungen ✓ Kombinierbar – optimal mit Ergotherapie und anderen Therapien ✓ Wissenschaftlich fundiert – über 20 Jahre Forschung ✓ Moderne Technik – kürzere Therapiedauer, bessere Ergebnisse

Ihr nächster Schritt

Interessieren Sie sich für eine tDCS-Behandlung? Vereinbaren Sie einen unverbindlichen Beratungstermin in unserer Praxis. Unsere erfahrenen Therapeuten informieren Sie ausführlich über die Behandlungsmöglichkeiten und erstellen gemeinsam mit Ihnen einen individuellen Therapieplan.

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