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Elektrotherapie

Elektrotherapie bei Ergomedic – Moderne Behandlung mit elektrischen Impulsen

Was ist Elektrotherapie?

Die Elektrotherapie ist ein evidenzbasiertes Therapieverfahren, bei dem gezielt elektrische Ströme unterschiedlicher Frequenzen und Intensitäten zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden. Als fester Bestandteil der modernen Ergotherapie nutzt die Elektrotherapie die physiologischen Reaktionen des Körpers auf elektrische Reize, um Schmerzen zu lindern, Muskelfunktionen zu verbessern und Heilungsprozesse zu fördern.

Bei Ergomedic setzen wir Elektrotherapie als ergänzendes Verfahren in der neurologischen Rehabilitation und zur Behandlung muskuloskelettaler Erkrankungen ein. Die Anwendung erfolgt durch speziell geschulte Fachtherapeuten unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse und individueller Patientenbedürfnisse.

Formen der Elektrotherapie

Die Elektrotherapie umfasst verschiedene Verfahren, die sich in Stromform, Frequenz und therapeutischer Zielsetzung unterscheiden:

TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation)

TENS nutzt niederfrequente elektrische Impulse zur Schmerzlinderung. Durch die transkutane Stimulation peripherer Nerven wird gemäß der Gate-Control-Theorie nach Melzack und Wall (1965) die Schmerzweiterleitung zum Gehirn moduliert. Zusätzlich fördert TENS die Ausschüttung körpereigener Endorphine und trägt so zur natürlichen Schmerzhemmung bei.

Anwendungsbereiche:

  • Chronische Schmerzzustände
  • Postoperative Schmerzen
  • Neuropathische Schmerzen
  • Muskuloskelettale Beschwerden
EMS (Elektrische Muskelstimulation)

Die EMS erzeugt durch elektrische Impulse direkte Muskelkontraktionen. Diese Methode wird eingesetzt, um geschwächte oder gelähmte Muskulatur zu aktivieren, Muskelatrophie vorzubeugen und die neuromuskuläre Koordination zu verbessern. In der neurologischen Rehabilitation spielt EMS eine zentrale Rolle bei der Behandlung von Lähmungen nach Schlaganfall oder anderen neurologischen Erkrankungen.

Anwendungsbereiche:

  • Muskelatrophie-Prävention
  • Rehabilitation nach Schlaganfall
  • Parese und Plegie
  • Funktionelle Elektrostimulation (FES)
NMES (Neuromuskuläre Elektrostimulation)

NMES ist eine spezialisierte Form der EMS, die gezielt auf die Wiederherstellung motorischer Funktionen ausgerichtet ist. Sie wird häufig in Kombination mit aktiven Bewegungsübungen eingesetzt, um die kortikale Reorganisation zu fördern und motorisches Lernen zu unterstützen.

Interferenzstrom-Therapie

Bei dieser Methode überlagern sich zwei mittelfrequente Wechselströme zu einem niederfrequenten Interferenzstrom im Gewebe. Dies ermöglicht eine tiefere Gewebepenetration bei gleichzeitig verbesserter Verträglichkeit. Die Interferenzstrom-Therapie eignet sich besonders zur Behandlung tiefliegender Schmerzen und zur Durchblutungsförderung.

Galvanisation (Gleichstromtherapie)

Die Galvanisation nutzt Gleichstrom zur Durchblutungsförderung, Stoffwechselaktivierung und Schmerzlinderung. Durch die Polwirkung entstehen hyperämisierende Effekte, die den Heilungsprozess unterstützen.

Wirkungsweise der Elektrotherapie

Die therapeutische Wirkung der Elektrotherapie beruht auf mehreren physiologischen Mechanismen:

Schmerzlinderung

Elektrische Impulse aktivieren inhibitorische Interneurone im Rückenmark und hemmen die Weiterleitung nozizeptiver Signale (Gate-Control-Mechanismus). Zusätzlich stimuliert die Elektrotherapie die Freisetzung endogener Opioide wie Beta-Endorphin, was zu einer natürlichen Analgesie führt.

Muskelaktivierung und -kräftigung

Durch depolarisierende elektrische Reize werden Muskelfasern zur Kontraktion gebracht. Bei regelmäßiger Anwendung kommt es zu:

  • Erhöhter Muskelmasse und -kraft
  • Verbesserter neuromuskulärer Koordination
  • Prävention von Muskelatrophie
  • Förderung der kortikalen Reorganisation bei neurologischen Patienten
Durchblutungsförderung

Elektrische Ströme induzieren eine lokale Vasodilatation und steigern die Mikrozirkulation. Dies führt zu:

  • Verbesserter Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Gewebes
  • Beschleunigtem Abtransport von Stoffwechselprodukten
  • Unterstützung von Wundheilungsprozessen
  • Reduktion von Ödemen
Neuroplastische Effekte

Insbesondere in der neurologischen Rehabilitation trägt die Elektrotherapie zur Neuroplastizität bei. Durch repetitive sensorische und motorische Stimulation werden neuronale Netzwerke aktiviert und reorganisiert, was die funktionelle Erholung nach Hirnschädigungen fördert.

Indikationen – Für welche Erkrankungen ist Elektrotherapie wirksam?

Bei Ergomedic setzen wir Elektrotherapie erfolgreich bei einem breiten Spektrum neurologischer und orthopädischer Erkrankungen ein:

Neurologische Erkrankungen
  • Schlaganfall (Apoplex): Behandlung von Hemiplegie, Spastik und sensomotorischen Störungen
  • Parkinson-Syndrom: Unterstützung der Bewegungsinitiierung und Reduktion von Rigor
  • Multiple Sklerose: Verbesserung der Muskelkraft und Koordination
  • Periphere Nervenschädigungen: Förderung der Reinnervation und Schmerzreduktion
  • Schädel-Hirn-Trauma: Rehabilitation motorischer Funktionen
  • Wachkoma und Bewusstseinsstörungen: Basale Stimulation und Kontrakturprophylaxe
Muskuloskelettale Erkrankungen
  • Chronische Rückenschmerzen
  • Arthrose und Gelenkschmerzen
  • Schulter-Arm-Syndrome
  • Tendinopathien und Sehnenentzündungen
  • Postoperative Rehabilitation
  • Muskelverspannungen und myofasziale Schmerzsyndrome
Weitere Indikationen
  • Inkontinenz (Beckenboden-Stimulation)
  • Lymphödeme
  • Durchblutungsstörungen
  • Wundheilungsstörungen
Kontraindikationen – Wann ist Elektrotherapie nicht geeignet?

Zum Schutz unserer Patienten beachten wir strenge Kontraindikationen:

Absolute Kontraindikationen
  • Herzschrittmacher und implantierte Defibrillatoren: Elektrische Ströme können die Funktion beeinträchtigen
  • Schwangerschaft: Insbesondere im Bereich von Abdomen und Becken
  • Akute Thrombosen: Risiko der Thrombus-Mobilisation
  • Malignome im Behandlungsbereich: Mögliche Tumorproliferation
  • Epilepsie: Bei Anwendung im Kopf-/Halsbereich
Relative Kontraindikationen
  • Sensibilitätsstörungen und fehlende Schmerzwahrnehmung
  • Metallimplantate im Behandlungsbereich
  • Akute Entzündungen und Infektionen
  • Hautveränderungen und Hauterkrankungen
  • Kardiale Arrhythmien
  • Fieber
  • Im Zweifelsfall konsultieren wir den behandelnden Arzt.
Wissenschaftliche Fundierung

Die Wirksamkeit der Elektrotherapie ist durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt:

Evidenzlage
  • TENS bei chronischen Schmerzen: Systematische Reviews und Meta-Analysen (Johnson et al., 2015; Cochrane Reviews) zeigen moderate bis hohe Evidenz für die schmerzlindernde Wirkung von TENS bei verschiedenen Schmerzsyndromen.
  • EMS/NMES in der Schlaganfall-Rehabilitation: Randomisierte kontrollierte Studien (Pomeroy et al., 2006; Marquez-Chin & Popovic, 2020) belegen signifikante Verbesserungen der Handfunktion und Gehfähigkeit durch funktionelle Elektrostimulation.
  • Elektrotherapie bei Muskelatrophie: Mehrere Studien dokumentieren die Wirksamkeit von EMS zur Prävention und Behandlung von Muskelatrophie bei Immobilisation und neurologischen Erkrankungen (Maffiuletti et al., 2010).
  • Neuroplastische Effekte: Neurowissenschaftliche Untersuchungen mittels fMRT und TMS zeigen, dass repetitive elektrische Stimulation kortikale Reorganisation fördert und motorisches Lernen unterstützt (Kimberley et al., 2004).
Kostenübernahme

Elektrotherapie ist eine anerkannte Heilmittelleistung und wird bei entsprechender ärztlicher Verordnung von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernommen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über eine Verordnung für Elektrotherapie im Rahmen der Ergotherapie.


Kontakt und Terminvereinbarung

Sie interessieren sich für Elektrotherapie bei Ergomedic? Unsere Fachtherapeuten beraten Sie gerne zu den Möglichkeiten und individuellen Behandlungsoptionen.

Ergomedic
Praxis für Ergotherapie und Neurorehabilitation
Mathildenstraße, Brauweiler

Vereinbaren Sie noch heute einen Termin – wir freuen uns auf Sie!


Literatur und Quellen:

  • Johnson, M. I., et al. (2015). Transcutaneous electrical nerve stimulation for acute pain. Cochrane Database of Systematic Reviews.
  • Kimberley, T. J., et al. (2004). Electrical stimulation driving functional improvements and cortical changes in subjects with stroke. Experimental Brain Research.
  • Maffiuletti, N. A., et al. (2010). Physiological and methodological considerations for the use of neuromuscular electrical stimulation. European Journal of Applied Physiology.
  • Marquez-Chin, C., & Popovic, M. R. (2020). Functional electrical stimulation therapy for restoration of motor function after spinal cord injury and stroke. Journal of Rehabilitation Research & Development.
  • Melzack, R., & Wall, P. D. (1965). Pain mechanisms: A new theory. Science.
  • Pomeroy, V. M., et al. (2006). Electrostimulation for promoting recovery of movement or functional ability after stroke. Cochrane Database of Systematic Reviews.